Frage (1997/98)
Uraufführung (UA): Göttingen, Stadthalle, 11.6.1999; Göttinger Symphonie Orchester, Ltg.: Jörn Arnecke
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis des Göttinger Symphonie Orchesters
Besetzung:
2 Fl (2. auch Picc) - 2 Ob - 2 Kl (2. Bkl) - 2 Fg (2. auch Kfg);
4 Hr - 2 Trp - 2 Pos;
Hrf; Pk - Sz (1 Sp)
12 Vl I - 10 Vl II - 8 Va - 10 Vc - 6 Kb
Dauer: 7 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt.
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis des Göttinger Symphonie Orchesters
Besetzung:
2 Fl (2. auch Picc) - 2 Ob - 2 Kl (2. Bkl) - 2 Fg (2. auch Kfg);
4 Hr - 2 Trp - 2 Pos;
Hrf; Pk - Sz (1 Sp)
12 Vl I - 10 Vl II - 8 Va - 10 Vc - 6 Kb
Dauer: 7 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt.
Einführung
Hören als Entdeckungsreise
Eine Wegbeschreibung zu "Frage"
Eine Frage kann sich bohrend immer wieder stellen. Oder nach langer Zeit neu aufgeworfen werden.
Eine Frage kann kurz sein, kann aus nur zwei Silben bestehen wie das lapidare Sekund-Motiv, das meine Komposition "Frage" durchzieht. Unerbittlich stellt das Orchester diese Frage, immer wieder. Immer mit anderem Tonfall, in anderer Instrumentierung. Und wird die Frage auch überlagert von anderen Ereignissen, überdeckt von auffälligeren Vorgängen im Orchester – solange sie nicht beantwortet ist, bleibt sie uns Kopf. Der Hörer komponiert mit, hört das Motiv weiter, wo es physikalisch kaum mehr wahrnehmbar ist; wo es Momente lang im Hintergrund steht, um dann wieder hervorzutreten, als habe nichts sich geändert.
Eine Frage kann Energien freisetzen. Sie bäumt sich zu einem großen Orchestertutti auf.
Eine Frage kann auf der Stelle treten. Zwei Hörner übernehmen mit stoischer Gelassenheit das Motiv. Und egal, wohin sich das musikalische Umfeld entwickelt: Die Frage hat keine Kraft mehr, sich mitzuverändern.
Eine Frage kreist uns im Kopf. Es ist die gleiche, die am Anfang stand. Hören wir sie genauso? Und wie kann ein Klang musikalisch kreisen? Fragen auch dies.
Musik – und besonders moderne Musik – ist eine Entdeckungsreise. Eine Reise, die wir beginnen, ohne genau zu wissen, wohin sie geht. Eine Reise, auf der wir keine Antworten abspulen, sondern eben: Fragen stellen. Darunter natürlich auch diese: Finde ich das denn überhaupt gut? Erlebe ich etwas dabei? Und jeder darf seine eigenen Antworten darauf finden!
Wer auf Entdeckungsreise geht, der möchte auf Neues stoßen, den kribbelt die Spannung des Ungewohnten. Kein Hörer muss auf seiner Reise gleich einen ganzen Kontinent entdecken. Aber er kann ein kleines Steinchen aufheben und dann vielleicht noch eins und beide neugierig betrachten. Ja, Neugier – die haben alle Entdecker. Und was hieße Neugier anderes als: Fragen stellen!?
Jörn Arnecke, 1999
Lesen Sie hier ein Porträt über Jörn Arnecke und "Frage" (Göttinger Tageblatt, 10. Juni 1999).
Eine Wegbeschreibung zu "Frage"
Eine Frage kann sich bohrend immer wieder stellen. Oder nach langer Zeit neu aufgeworfen werden.
Eine Frage kann kurz sein, kann aus nur zwei Silben bestehen wie das lapidare Sekund-Motiv, das meine Komposition "Frage" durchzieht. Unerbittlich stellt das Orchester diese Frage, immer wieder. Immer mit anderem Tonfall, in anderer Instrumentierung. Und wird die Frage auch überlagert von anderen Ereignissen, überdeckt von auffälligeren Vorgängen im Orchester – solange sie nicht beantwortet ist, bleibt sie uns Kopf. Der Hörer komponiert mit, hört das Motiv weiter, wo es physikalisch kaum mehr wahrnehmbar ist; wo es Momente lang im Hintergrund steht, um dann wieder hervorzutreten, als habe nichts sich geändert.
Eine Frage kann Energien freisetzen. Sie bäumt sich zu einem großen Orchestertutti auf.
Eine Frage kann auf der Stelle treten. Zwei Hörner übernehmen mit stoischer Gelassenheit das Motiv. Und egal, wohin sich das musikalische Umfeld entwickelt: Die Frage hat keine Kraft mehr, sich mitzuverändern.
Eine Frage kreist uns im Kopf. Es ist die gleiche, die am Anfang stand. Hören wir sie genauso? Und wie kann ein Klang musikalisch kreisen? Fragen auch dies.
Musik – und besonders moderne Musik – ist eine Entdeckungsreise. Eine Reise, die wir beginnen, ohne genau zu wissen, wohin sie geht. Eine Reise, auf der wir keine Antworten abspulen, sondern eben: Fragen stellen. Darunter natürlich auch diese: Finde ich das denn überhaupt gut? Erlebe ich etwas dabei? Und jeder darf seine eigenen Antworten darauf finden!
Wer auf Entdeckungsreise geht, der möchte auf Neues stoßen, den kribbelt die Spannung des Ungewohnten. Kein Hörer muss auf seiner Reise gleich einen ganzen Kontinent entdecken. Aber er kann ein kleines Steinchen aufheben und dann vielleicht noch eins und beide neugierig betrachten. Ja, Neugier – die haben alle Entdecker. Und was hieße Neugier anderes als: Fragen stellen!?
Jörn Arnecke, 1999
Lesen Sie hier ein Porträt über Jörn Arnecke und "Frage" (Göttinger Tageblatt, 10. Juni 1999).
Rezensionen
GSO-Konzert / Arnecke, Mahler, Strawinsky
Ein Glücksfall für alle
Ein Glücksfall für alle
Was für ein Abend! Einmal im Jahr nimmt sich das Göttinger Symphonie Orchester unter Christian Simonis etwas eigentlich Undurchführbares vor — und dann staunt man, zu welchen Leistungen diese Musiker imstande sind.
Den die Partitur von Igor Strawinskys "Sacre du printemps" ist wahrlich kein Zuckerschlecken für Instrumentalisten. (…) Dieses Werk war der Schluss eines Abends, der schon ungewöhnlich begonnen hatte. Der junge Komponist Jörn Arnecke dirigiert die Uraufführung seines Orchesterstücks "Frage", für das er mit dem 4. Kompositionspreis des Göttinger Symphonie Orchesters ausgezeichnet wurde. Es ist ein bemerkenswert organisch sich entwickelndes Siebenminutenstück, bei dem stellenweise György Ligeti über die Schultern seines jungen Bewunderers zu blicken scheint. Sehr sicher geht Arnecke mit den Farben des Symphonieorchesters um, seine Musik sperrt sich nicht, sondern ist eingängig — was dem sehr nachdrücklichen Applaus des Publikums durchaus anzumerken war. (…)
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt, 14. Juni 1999
ebenfalls abgedruckt in: Deister- und Weserzeitung, 16. Juni 1999; Das Orchester, 9 / 99
Den die Partitur von Igor Strawinskys "Sacre du printemps" ist wahrlich kein Zuckerschlecken für Instrumentalisten. (…) Dieses Werk war der Schluss eines Abends, der schon ungewöhnlich begonnen hatte. Der junge Komponist Jörn Arnecke dirigiert die Uraufführung seines Orchesterstücks "Frage", für das er mit dem 4. Kompositionspreis des Göttinger Symphonie Orchesters ausgezeichnet wurde. Es ist ein bemerkenswert organisch sich entwickelndes Siebenminutenstück, bei dem stellenweise György Ligeti über die Schultern seines jungen Bewunderers zu blicken scheint. Sehr sicher geht Arnecke mit den Farben des Symphonieorchesters um, seine Musik sperrt sich nicht, sondern ist eingängig — was dem sehr nachdrücklichen Applaus des Publikums durchaus anzumerken war. (…)
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt, 14. Juni 1999
ebenfalls abgedruckt in: Deister- und Weserzeitung, 16. Juni 1999; Das Orchester, 9 / 99
Mahler gegen Mahler: Sorgerecht für Symphoniker
Kunst muss Fragen stellen, die Antworten überlässt sie dann lieber den Menschen, die sich neugierig auf eine ästhetische Hör- oder Sehreise mitnehmen lassen. Die Hamburger Symphoniker und ihr Chef Yoav Talmi luden in ihren Symphoniekonzerten vom Wochenende auf eine musikalische Entdeckungsreise mit spannenden Fragen ein. Sie lauteten: Was passiert, wenn Gustav Mahler in einem musikalischen Kampf der Geschlechter auf seine abgöttisch geliebte "Almschi" trifft, seine Frau Alma Mahler? Kommt es dabei zu einem musikalischen Gipfeltreffen? (…)
Bevor Talmi den posthumen Showdown der Mahlers dirigierte und uns zu einigen Antworten verhalf, stellte er noch eine ganz andere Frage — jene des jungen Hamburger Komponisten Jörn Arnecke. Der hat 1998 eine "Frage für Orchester" geschrieben, sie ist die kleinste musikalisch mögliche — das Intervall der Sekunde. Jener schlichte, kleine Schritt von einem Ton zum nächsten, jene minimale "Frage", birgt unendlich viele Möglichkeiten, beantwortet zu werden. Als Leitton kann er dicht gespannt zur erlösenden Tonika drängen, als Seufzermotiv repetiert und unaufgelöst Klagelaute evozieren oder doch nur Baustein für das Weiterschwingen einer Melodie sein. Unerbittlich wiederholte das Orchester die Frage in einem anderen Tonfall, in anderer Instrumentierung. Gibt’s zum Schluss eine Antwort? Ein einzelner Ton bleibt allein stehen — und wird doch von seinem eigenen Fragezeichen verfolgt.
Arneckes Klangreise hatte uns die Ohren geöffnet (…).
kra, Die Welt, 9. April 2002
Bevor Talmi den posthumen Showdown der Mahlers dirigierte und uns zu einigen Antworten verhalf, stellte er noch eine ganz andere Frage — jene des jungen Hamburger Komponisten Jörn Arnecke. Der hat 1998 eine "Frage für Orchester" geschrieben, sie ist die kleinste musikalisch mögliche — das Intervall der Sekunde. Jener schlichte, kleine Schritt von einem Ton zum nächsten, jene minimale "Frage", birgt unendlich viele Möglichkeiten, beantwortet zu werden. Als Leitton kann er dicht gespannt zur erlösenden Tonika drängen, als Seufzermotiv repetiert und unaufgelöst Klagelaute evozieren oder doch nur Baustein für das Weiterschwingen einer Melodie sein. Unerbittlich wiederholte das Orchester die Frage in einem anderen Tonfall, in anderer Instrumentierung. Gibt’s zum Schluss eine Antwort? Ein einzelner Ton bleibt allein stehen — und wird doch von seinem eigenen Fragezeichen verfolgt.
Arneckes Klangreise hatte uns die Ohren geöffnet (…).
kra, Die Welt, 9. April 2002
Herr und Frau Mahler in einem Programm
Hamburg darf sich in diesen Tagen wahrlich als Mahler-Stadt fühlen: Nach der beeindruckenden Aufführung der 2. Sinfonie durch das NDR-Orchester boten die Hamburger Symphoniker in ihrem achten Abonnementskonzert in der Großen Musikhalle eine anregende Mahler-Fortsetzung. (…) Den Auftakt aber machte ein zeitgenössisches Werk, das Orchesterstück "Frage" des jungen Hamburger Komponisten Jörn Arnecke.
Bereits in diesem raffiniert instrumentierten Aphorismus, dem Eröffnungsstück für ein inzwischen vollendetes Triptychon von drei Orchesterstücken, bewiesen die Symphoniker viel Gespür für klangliche Differenzierungen und eine sensible Tongebung (…).
Christian Wildhagen, Hamburger Abendblatt, 9. April 2002
Bereits in diesem raffiniert instrumentierten Aphorismus, dem Eröffnungsstück für ein inzwischen vollendetes Triptychon von drei Orchesterstücken, bewiesen die Symphoniker viel Gespür für klangliche Differenzierungen und eine sensible Tongebung (…).
Christian Wildhagen, Hamburger Abendblatt, 9. April 2002
Symphoniker-Konzert
Ein Abend der himmlischen Musik-Freuden
Ein Abend der himmlischen Musik-Freuden
Allzu selten kommen in der Musikhalle zeitgenössische Werke zu Gehör: Zu groß ist die Sorge, sie könnten vom breiten Publikum nicht goutiert werden.
Die Hamburger Symphoniker gingen indes in ihrem achten Abonnementskonzert mit dem jungen Hamburger Komponisten Jörn Arnecke ein relativ geringes Risiko ein. Sein Orchesterstück "Frage" (1997) erwies sich im besten Sinne als hörerfreundlich. Die geradezu neo-romantische Klangsinnlichkeit der Partitur wurde von den Symphonikern einfühlsam herausgearbeitet. So machte der kurze Acht-Minuten-Appetizer Lust auf den gesamten Zyklus, dessen zwei weitere Stücke nach Aussage des Komponisten allerdings "total anders" sind, schräger und auch mit Geräusch-Effekt. (…)
Gunilla Eschenbach, Hamburger Morgenpost, 10. April 2002
Die Hamburger Symphoniker gingen indes in ihrem achten Abonnementskonzert mit dem jungen Hamburger Komponisten Jörn Arnecke ein relativ geringes Risiko ein. Sein Orchesterstück "Frage" (1997) erwies sich im besten Sinne als hörerfreundlich. Die geradezu neo-romantische Klangsinnlichkeit der Partitur wurde von den Symphonikern einfühlsam herausgearbeitet. So machte der kurze Acht-Minuten-Appetizer Lust auf den gesamten Zyklus, dessen zwei weitere Stücke nach Aussage des Komponisten allerdings "total anders" sind, schräger und auch mit Geräusch-Effekt. (…)
Gunilla Eschenbach, Hamburger Morgenpost, 10. April 2002