Klingt meine Linde (1995/98)
Uraufführung (UA): noch keine szenische Uraufführung
Konzertante Uraufführung des Prologs: Hameln, Schulzentrum West (Forum), 1. September 1996
Chor, Orchester und Blockflöte der Jugendmusikschule Hameln, Ltg.: Jörn Arnecke
Konzertante Uraufführung der Schlussszene: Hameln, Theater, 11. Oktober 1997
Jubiläums-Chor und -Orchester des Albert-Einstein-Gymnasiums Hameln, Ltg.: Ursula Schroeder
Konzertante Uraufführung weiterer Teile: Heidelberg, Theater, 5. März 2006
Kinderchöre des Theaters Heidelberg und der Kantorei der Friedenskirche Handschuhsheim, Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg.: Tarmo Vaask
Besetzung Solisten:
Malin - Kindersopran, Pompadulla - Kindersopran oder Mezzosopran, Liebe Güte - Kindersopran, Jocke - Sprechrolle
Ola - Sprechrolle
Besetzung Orchester:
2 Fl (2. auch Picc) - 2 Ob - 2 Kl - 1 Fg;
2 Hr - 1 Trp - 1 Pos;
Klav; Pk, Sz (2 Sp);
Str
Besetzung Kammermusikgruppen:
Szene 2: Fl - Kl - Hr - Trp - Klav
Szene 3: Fg - Vl - 2 Vc - Akk
Szene 4: 3 Fl - Akk - Klav
Szene 5: Ob - Vl - Akk
Kinderchor, einstimmig bis dreistimmig
Blockflötenchor (30 Sopran-Blockflöten)
Dauer: 80 Minuten
Konzertante Uraufführung des Prologs: Hameln, Schulzentrum West (Forum), 1. September 1996
Chor, Orchester und Blockflöte der Jugendmusikschule Hameln, Ltg.: Jörn Arnecke
Konzertante Uraufführung der Schlussszene: Hameln, Theater, 11. Oktober 1997
Jubiläums-Chor und -Orchester des Albert-Einstein-Gymnasiums Hameln, Ltg.: Ursula Schroeder
Konzertante Uraufführung weiterer Teile: Heidelberg, Theater, 5. März 2006
Kinderchöre des Theaters Heidelberg und der Kantorei der Friedenskirche Handschuhsheim, Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg.: Tarmo Vaask
Besetzung Solisten:
Malin - Kindersopran, Pompadulla - Kindersopran oder Mezzosopran, Liebe Güte - Kindersopran, Jocke - Sprechrolle
Ola - Sprechrolle
Besetzung Orchester:
2 Fl (2. auch Picc) - 2 Ob - 2 Kl - 1 Fg;
2 Hr - 1 Trp - 1 Pos;
Klav; Pk, Sz (2 Sp);
Str
Besetzung Kammermusikgruppen:
Szene 2: Fl - Kl - Hr - Trp - Klav
Szene 3: Fg - Vl - 2 Vc - Akk
Szene 4: 3 Fl - Akk - Klav
Szene 5: Ob - Vl - Akk
Kinderchor, einstimmig bis dreistimmig
Blockflötenchor (30 Sopran-Blockflöten)
Dauer: 80 Minuten
Einführung
Die achtjährige Malin kommt ins Armenhaus. Sie sehnt sich nach ihrem Zuhause zurück: Nichts Schönes entdeckt sie im Armenhaus, und sie muß auch noch zusammen mit der herrischen Heimleiterin betteln gehen.
Da schnappt sie eines Tages auf einem Bauernhof eine Melodie auf: "Klingt meine Linde, singt meine Nachtigall". Diese Melodie tröstet sie, und sie versucht, den anderen Armenhäuslern in ihrem Leid zu helfen: der verwirrten Liebe Güte, die den ganzen Tag Garn wickelt, und Jocke, den Stimmen in seinem Kopf quälen.
Das macht Malin Mut, und sie wünscht sich eine wirkliche Linde mit einer Nachtigall darauf. Dann, glaubt sie, werde alles schön im Spittel. Aber es ist Frühling, und den Lindensamen gibt es erst im Herbst. Malin weiß sich nicht anders zu helfen, als eine Erbse in den Acker zu pflanzen und darauf zu vertrauen, daß daraus eine Linde wächst.
Und tatsächlich geschieht das Wunder, und die Freude im Armenhaus ist groß - bis Malin bemerkt, daß die Linde gar nicht singt. Alle sind enttäuscht; Ola will die Linde sogar niederhauen und lieber Kartoffeln anbauen. Als alle anderen schlafen, geht Malin noch einmal hinaus auf den Acker. Sie möchte der Linde ihre Seele geben, damit sie zu singen beginnt und die Armenhäusler tröstet. Sie stellt sich ganz nah an die Linde.
Am nächsten Morgen erfüllt ein wunderbarer Gesang das Armenhaus, der alle glücklich macht. Die Armenhäusler tanzen vor Freude, aber sie vermissen Malin. Niemand weiß, wo sie ist - bis auf den wunderlichen Jocke. Ihm hat die Linde etwas zugeflüstert: "Ich bin es... Malin."
Da schnappt sie eines Tages auf einem Bauernhof eine Melodie auf: "Klingt meine Linde, singt meine Nachtigall". Diese Melodie tröstet sie, und sie versucht, den anderen Armenhäuslern in ihrem Leid zu helfen: der verwirrten Liebe Güte, die den ganzen Tag Garn wickelt, und Jocke, den Stimmen in seinem Kopf quälen.
Das macht Malin Mut, und sie wünscht sich eine wirkliche Linde mit einer Nachtigall darauf. Dann, glaubt sie, werde alles schön im Spittel. Aber es ist Frühling, und den Lindensamen gibt es erst im Herbst. Malin weiß sich nicht anders zu helfen, als eine Erbse in den Acker zu pflanzen und darauf zu vertrauen, daß daraus eine Linde wächst.
Und tatsächlich geschieht das Wunder, und die Freude im Armenhaus ist groß - bis Malin bemerkt, daß die Linde gar nicht singt. Alle sind enttäuscht; Ola will die Linde sogar niederhauen und lieber Kartoffeln anbauen. Als alle anderen schlafen, geht Malin noch einmal hinaus auf den Acker. Sie möchte der Linde ihre Seele geben, damit sie zu singen beginnt und die Armenhäusler tröstet. Sie stellt sich ganz nah an die Linde.
Am nächsten Morgen erfüllt ein wunderbarer Gesang das Armenhaus, der alle glücklich macht. Die Armenhäusler tanzen vor Freude, aber sie vermissen Malin. Niemand weiß, wo sie ist - bis auf den wunderlichen Jocke. Ihm hat die Linde etwas zugeflüstert: "Ich bin es... Malin."
Rezensionen
Klangbilder fürs innere Auge
Lindgren-Märchen als Jugendoper von Jörn Arnecke in Heidelberg
Lindgren-Märchen als Jugendoper von Jörn Arnecke in Heidelberg
Das Märchen ist ebenso poetisch wie deprimierend, denn am guten Schluss, als die Linde klingt und die Nachtigall singt, ist die kleine Malin verschwunden. Niemand weiß, wohin, aber es flüstert aus dem auf wundersame Weise emporgewachsenen Baum "Ich bin es… Malin". Mit diesen Worten endet das Märchen "Klingt meine Linde" von Astrid Lindgren. Es in eine Musik zu setzen, die diese komplexen Stimmungen beschwört, meisterte Jörn Arnecke, der in dieser Spielzeit "Komponist für Heidelberg" ist, in seiner Jugendoper auf eindringliche Weise.
Gestern Vormittag wurden im 3. Familienkonzert des Heidelberger Theaters einige markante Ausschnitte daraus vorgeführt. Es geht in der Vorlage um Empfindungen wie Sehnsucht und Liebe, um Glaube und Zuversicht, und mit den Mitteln eines exquisit einegsetzten Instrumentariums wurden diese Gefühle nachvollziehbar gemacht.
Das Philharmonische Orchester der Stadt gestaltete das Konzert gemeinsam mit dem Kinderchor des Theaters (Einstudierung: Tarmo Vaask), mit dem Kinderchor der Kantorei an der Handschuhsheimer Friedenskirche (Einstudierung: Michael Braatz) sowie mit dem Blockflötenensemble der Musik- und Singschule (Einstudierung: Ute Hartmann und Ute Scriba), und auch ein Akkordeon (Alexander Voth) wirkte mit.
Der Komponist trat als Erzähler und Moderator auf, las Teile aus der Geschichte vor, in der die achtjährige Malin, angeregt durch eine liebliche Melodie, in einem schwedischen Armenhaus ein Wunder vollbringt. So stark hatte sie sich nach einer Linde mit einer darin singenden Nachtigall gesehnt, dass sich tatsächlich der Traumbaum aus einer Erbse auf einem Kartoffelacker entwickelt.
Das Armenhaus wird in diesem Chor- und Orchesterwerk, das Tarmo Vaask mit viel Einfühlung dirigierte, durch die Blöckflöten charakterisiert. Als Malin singen rotgekleidete Mädchen, und als einzige leibhaftige Person tritt Pompadulla (Antonia Mohr), die strenge Leiterin des Spittels, in kurzen Szenen auf. Die zarte Melodie gibt die tröstende Leitlinie in diesem irdischen Jammertal ab.
Jörn Arnecke entfaltete eingangs eine sphärische Klangkunst, die crescendierend eine ferne Welt suggerierte, in der Wunder möglich sind. Streicher und Holzbläser wurden in klanglicher Delikatesse eingesetzt, hinzu kam das Gegrummel der Celli und differenziert tönende Schlagwerk. Flirrende Geigen und die unisono beginnenden Kinderstimmen schufen eine ganz eigene Atmosphäre, in der sich vor dem inneren Auge das ausbreitete, was nicht zu sehen war.
Die Phantasie in Gang zu setzen, ist dem Komponisten vorzüglich gelungen. Sensibel ist seine Musik mit vielen dramatischen Zuspitzungen, die zum Beispiel durch Pizzicati der Kontrabässe oder einige harte Klavierakkorde manifest werden. Ausgeprägt ist die Rhythmik, und gegen Ende der Kinderoper kommt es zu klanglichen Repetitionen, rhythmischem Sprechen der Chöre, deren Mitglieder alle sauber sangen und deutlich artikulierten. Auch die Schwermut und stille Melancholie des Märchens fing Jörn Arnecke in seiner geschickten Instrumentierung ein, die bei dem aufmerksam lauschenden Matinee-Publikum auf starke Resonanz stieß.
Heide Seele, Rhein-Neckar-Zeitung, 6. März 2006
Gestern Vormittag wurden im 3. Familienkonzert des Heidelberger Theaters einige markante Ausschnitte daraus vorgeführt. Es geht in der Vorlage um Empfindungen wie Sehnsucht und Liebe, um Glaube und Zuversicht, und mit den Mitteln eines exquisit einegsetzten Instrumentariums wurden diese Gefühle nachvollziehbar gemacht.
Das Philharmonische Orchester der Stadt gestaltete das Konzert gemeinsam mit dem Kinderchor des Theaters (Einstudierung: Tarmo Vaask), mit dem Kinderchor der Kantorei an der Handschuhsheimer Friedenskirche (Einstudierung: Michael Braatz) sowie mit dem Blockflötenensemble der Musik- und Singschule (Einstudierung: Ute Hartmann und Ute Scriba), und auch ein Akkordeon (Alexander Voth) wirkte mit.
Der Komponist trat als Erzähler und Moderator auf, las Teile aus der Geschichte vor, in der die achtjährige Malin, angeregt durch eine liebliche Melodie, in einem schwedischen Armenhaus ein Wunder vollbringt. So stark hatte sie sich nach einer Linde mit einer darin singenden Nachtigall gesehnt, dass sich tatsächlich der Traumbaum aus einer Erbse auf einem Kartoffelacker entwickelt.
Das Armenhaus wird in diesem Chor- und Orchesterwerk, das Tarmo Vaask mit viel Einfühlung dirigierte, durch die Blöckflöten charakterisiert. Als Malin singen rotgekleidete Mädchen, und als einzige leibhaftige Person tritt Pompadulla (Antonia Mohr), die strenge Leiterin des Spittels, in kurzen Szenen auf. Die zarte Melodie gibt die tröstende Leitlinie in diesem irdischen Jammertal ab.
Jörn Arnecke entfaltete eingangs eine sphärische Klangkunst, die crescendierend eine ferne Welt suggerierte, in der Wunder möglich sind. Streicher und Holzbläser wurden in klanglicher Delikatesse eingesetzt, hinzu kam das Gegrummel der Celli und differenziert tönende Schlagwerk. Flirrende Geigen und die unisono beginnenden Kinderstimmen schufen eine ganz eigene Atmosphäre, in der sich vor dem inneren Auge das ausbreitete, was nicht zu sehen war.
Die Phantasie in Gang zu setzen, ist dem Komponisten vorzüglich gelungen. Sensibel ist seine Musik mit vielen dramatischen Zuspitzungen, die zum Beispiel durch Pizzicati der Kontrabässe oder einige harte Klavierakkorde manifest werden. Ausgeprägt ist die Rhythmik, und gegen Ende der Kinderoper kommt es zu klanglichen Repetitionen, rhythmischem Sprechen der Chöre, deren Mitglieder alle sauber sangen und deutlich artikulierten. Auch die Schwermut und stille Melancholie des Märchens fing Jörn Arnecke in seiner geschickten Instrumentierung ein, die bei dem aufmerksam lauschenden Matinee-Publikum auf starke Resonanz stieß.
Heide Seele, Rhein-Neckar-Zeitung, 6. März 2006
Klingende Linde, klingende Moderne
Musikschule Hameln mit Jörn Arneckes Kinderoper "Klingt meine Linde"
Musikschule Hameln mit Jörn Arneckes Kinderoper "Klingt meine Linde"
Vor gut drei Jahren spielte er noch im Orchester der Hamelner Jugendmusikschule - nun probt Jörn Arnecke selbst mit den dreißig jungen Leuten. Der 22-jährige, der in Hamburg Komposition studiert, hat für seine Musikschule ein halbstündiges Werk geschrieben.
Das Werk ist Teil der Kinderoper "Klingt meine Linde" nach Astrid Lindgren, die Jörn Arnecke dieses Jahr vollenden wird. "Ich kniffle gerade an einer Schlüsselszene", erzählt der junge Komponist. "Die Heldin der Geschichte, Malin, pflanzt eine Erbse in den Ackerboden - und hofft inständig, daß eine Linde daraus wächst. Das verlangt nach einer sensiblen und zugleich entschlossenen Musik", spürt Jörn Arnecke und freut sich darauf: "Es ist ungeheuer reizvoll, das zu vertonen!" Drei Szenen hat der Komponist schon fix und fertig - und natürlich die Orchesterstücke, die die Hamelner Jugendmusikschule aufführen wird. Für das 25jährige Jubiläum der Schule wollte Leiter Ulrich Schulz etwas Neues probieren: "Wir kamen auf die Idee, eine Kinderoper aufzuführen." Die Kontakte zum alten Musikschulkind Jörn Arnecke waren immer noch eng - da lag es nahe, ihn mit dem Auftragswerk zu betrauen. Daß die Musikschule zum Jahreswechsel merkte, ihr laufe die Zeit davon und sie könne die drei Gesangsrollen der Oper gar nicht besetzen - bei Jörn Arnecke hat es Frust ausgelöst. "Ich habe erstmal gar nichts mehr geschrieben", sagt er. "Kurze Zeit habe ich überlegt, alles hinzuschmeißen." Er hat es nicht getan - und wird sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, daß die Jugendlichen möglichst viel von der Durchsichtigkeit und Zartheit der Musik über die Rampe bringen. Vier Aufführungen sind geplant, bei denen er sein Stück selbst dirigieren wird.
Nicht nur das Orchester tritt dabei auf - auch der Kinderchor und eine Gruppe von dreißig Sopran-Blockflöten sind dabei. Der Chor hat bei der Einstudierung von Margret Heckmann eine Riesenbegeisterung für das Stück entwickelt; im Prolog erzählt er die Vorgeschichte der Handlung: Das Mädchen Malin kommt ins Armenhaus, weil seine Eltern gestorben sind. Sie sehnt sich nach ihrem Zuhause zurück und findet ihr neues Leben nur trostlos. Aber dann bekommt sie doch einen Trost, einen "Herzenstrost", wie es in der Geschichte von Astrid Lindgren heißt. Und die Handlung nimmt ihren Lauf...
In Hameln ja nun nicht, aber Jörn Arnecke gibt die Hoffnung nicht auf, daß sich eine andere Musikschule der ganzen Oper annehmen wird (Informationen über die Besetzung und Notenmaterial können beim Komponisten angefordert werden: Jörn Arnecke, Max-Brauer-Allee 127/5, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 380 91 95).
Schulleiter Ulrich Schulz jedenfalls sagt knapp und deutlich: "Ich mag diese Musik." Vertraute Intervalle und Gesten zeichnen sie aus - aber immer wieder neu zusammengefügt, übereinandergeschichtet. So entsteht eine klingende Moderne - für Jörn Arnecke läßt sich Musik für Jugendliche gar nicht anders schreiben. Trotzdem ist vieles ungewohnt für das Orchester und bereitet Schwierigkeiten. "Aber ich brauche auch die harten Klänge", sagt Jörn Arnecke. "Wie soll ich die Trostlosigkeit des Armenhauses sonst darstellen?"
Oft ist er gefragt worden, ob das Thema nicht zu traurig für eine Kinderoper sei. Er aber ist überzeugt, daß Kinder und Jugendliche viel mehr als nur lustige Musik wollen - und darstellen können. Wer hört, mit welcher Ausdruckskraft und Begeisterung der Chor singt: ",Ich Ärmste’, sagte Malin. ,Ich muß ins Spittel’" - der glaubt es ihm.
Auch die gelungene Uraufführung bewies, wie sehr sich der Einsatz für moderne Musik lohnt: Die Freude am Werk spiegelt sich nicht nur in vielen positiven Reaktionen der Zuhörer wider, sondern auch auf zufriedenen Gesichtern der Ausführenden. Das sollte die Musikschulen ermutigen: Wer läßt die ganze Linde klingen - und bringt die komplette Oper szenisch heraus?
Ole Brauer, Neue Musikzeitung, Oktober / November 1996
Das Werk ist Teil der Kinderoper "Klingt meine Linde" nach Astrid Lindgren, die Jörn Arnecke dieses Jahr vollenden wird. "Ich kniffle gerade an einer Schlüsselszene", erzählt der junge Komponist. "Die Heldin der Geschichte, Malin, pflanzt eine Erbse in den Ackerboden - und hofft inständig, daß eine Linde daraus wächst. Das verlangt nach einer sensiblen und zugleich entschlossenen Musik", spürt Jörn Arnecke und freut sich darauf: "Es ist ungeheuer reizvoll, das zu vertonen!" Drei Szenen hat der Komponist schon fix und fertig - und natürlich die Orchesterstücke, die die Hamelner Jugendmusikschule aufführen wird. Für das 25jährige Jubiläum der Schule wollte Leiter Ulrich Schulz etwas Neues probieren: "Wir kamen auf die Idee, eine Kinderoper aufzuführen." Die Kontakte zum alten Musikschulkind Jörn Arnecke waren immer noch eng - da lag es nahe, ihn mit dem Auftragswerk zu betrauen. Daß die Musikschule zum Jahreswechsel merkte, ihr laufe die Zeit davon und sie könne die drei Gesangsrollen der Oper gar nicht besetzen - bei Jörn Arnecke hat es Frust ausgelöst. "Ich habe erstmal gar nichts mehr geschrieben", sagt er. "Kurze Zeit habe ich überlegt, alles hinzuschmeißen." Er hat es nicht getan - und wird sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, daß die Jugendlichen möglichst viel von der Durchsichtigkeit und Zartheit der Musik über die Rampe bringen. Vier Aufführungen sind geplant, bei denen er sein Stück selbst dirigieren wird.
Nicht nur das Orchester tritt dabei auf - auch der Kinderchor und eine Gruppe von dreißig Sopran-Blockflöten sind dabei. Der Chor hat bei der Einstudierung von Margret Heckmann eine Riesenbegeisterung für das Stück entwickelt; im Prolog erzählt er die Vorgeschichte der Handlung: Das Mädchen Malin kommt ins Armenhaus, weil seine Eltern gestorben sind. Sie sehnt sich nach ihrem Zuhause zurück und findet ihr neues Leben nur trostlos. Aber dann bekommt sie doch einen Trost, einen "Herzenstrost", wie es in der Geschichte von Astrid Lindgren heißt. Und die Handlung nimmt ihren Lauf...
In Hameln ja nun nicht, aber Jörn Arnecke gibt die Hoffnung nicht auf, daß sich eine andere Musikschule der ganzen Oper annehmen wird (Informationen über die Besetzung und Notenmaterial können beim Komponisten angefordert werden: Jörn Arnecke, Max-Brauer-Allee 127/5, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 380 91 95).
Schulleiter Ulrich Schulz jedenfalls sagt knapp und deutlich: "Ich mag diese Musik." Vertraute Intervalle und Gesten zeichnen sie aus - aber immer wieder neu zusammengefügt, übereinandergeschichtet. So entsteht eine klingende Moderne - für Jörn Arnecke läßt sich Musik für Jugendliche gar nicht anders schreiben. Trotzdem ist vieles ungewohnt für das Orchester und bereitet Schwierigkeiten. "Aber ich brauche auch die harten Klänge", sagt Jörn Arnecke. "Wie soll ich die Trostlosigkeit des Armenhauses sonst darstellen?"
Oft ist er gefragt worden, ob das Thema nicht zu traurig für eine Kinderoper sei. Er aber ist überzeugt, daß Kinder und Jugendliche viel mehr als nur lustige Musik wollen - und darstellen können. Wer hört, mit welcher Ausdruckskraft und Begeisterung der Chor singt: ",Ich Ärmste’, sagte Malin. ,Ich muß ins Spittel’" - der glaubt es ihm.
Auch die gelungene Uraufführung bewies, wie sehr sich der Einsatz für moderne Musik lohnt: Die Freude am Werk spiegelt sich nicht nur in vielen positiven Reaktionen der Zuhörer wider, sondern auch auf zufriedenen Gesichtern der Ausführenden. Das sollte die Musikschulen ermutigen: Wer läßt die ganze Linde klingen - und bringt die komplette Oper szenisch heraus?
Ole Brauer, Neue Musikzeitung, Oktober / November 1996
Musik und Skulpturen: Kultur gleich im Doppelpack
Kultur pur auf dem ländlichen Anwesen des Künstlers Friedrich Heißmeyer in Lachem, das gleichzeitig Wohnort und Atelier ist. Am vergangenen Wochenende hatte der Bildhauer zu einem Werkstattbesuch eingeladen, der Kunstinteressierten Gelegenheit zu einem Besuch auf dem wunderschönen Grundstück Heißmeyers gab. (…)
Doch nicht nur die Kunst lockte am Samstag etliche Besucher nach Lachem, der "Werkstattbesuch" bot noch einen anderen kulturellen Leckerbissen: Jörn Arnecke setzte mit etwa 80 Musikern der Jugendmusikschule virtuose Akzente zur Untermalung des Nachmittags, indem er das von ihm komponierte Chorwerk "Klingt meine Linde" in der Scheune des Gastgebers aufführte.
Vereinzelt fielen Lichtstrahlen durch das löchrige Scheunendach, die das Rampenlicht für Chor und Orchester ersetzten und eine abstralte Atmosphäre schufen. Diese entpuppte sich im Zusammenhang mit der dargebotenen Kunst und Musik als thematisch passend. Insgesamt war der Tag der Kultur in Lachem erfrischend, was nicht nur am Wetter, sondern vor allem an den modernen und interessanten Werken der Künstler Heißmeyer und Arnecke lag.
Seinen besonderen Dank sprach Heißmeyer dem jungen Hamelner Komponisten aus und lobte die Qualität seiner Darbietung. Schließlich sei kein Stein vom alten Scheunendach heruntergekommen…
Kathi Peter, Deister- und Weserzeitung, 9. September 1996
Doch nicht nur die Kunst lockte am Samstag etliche Besucher nach Lachem, der "Werkstattbesuch" bot noch einen anderen kulturellen Leckerbissen: Jörn Arnecke setzte mit etwa 80 Musikern der Jugendmusikschule virtuose Akzente zur Untermalung des Nachmittags, indem er das von ihm komponierte Chorwerk "Klingt meine Linde" in der Scheune des Gastgebers aufführte.
Vereinzelt fielen Lichtstrahlen durch das löchrige Scheunendach, die das Rampenlicht für Chor und Orchester ersetzten und eine abstralte Atmosphäre schufen. Diese entpuppte sich im Zusammenhang mit der dargebotenen Kunst und Musik als thematisch passend. Insgesamt war der Tag der Kultur in Lachem erfrischend, was nicht nur am Wetter, sondern vor allem an den modernen und interessanten Werken der Künstler Heißmeyer und Arnecke lag.
Seinen besonderen Dank sprach Heißmeyer dem jungen Hamelner Komponisten aus und lobte die Qualität seiner Darbietung. Schließlich sei kein Stein vom alten Scheunendach heruntergekommen…
Kathi Peter, Deister- und Weserzeitung, 9. September 1996