Dreifacher Klang (2004)
Uraufführung (UA): Wiesbaden, Museum, Jawlensky-Saal, 13. Juni 2004;
Stephan Breith (Violoncello)
Auftragswerk der Reihe "Rendezvous um 11 h" im Museum Wiesbaden
mit Unterstützung der "Pro musica viva - Maria Strecker Daelen Stiftung"
Komponiert im Centro Tedesco di Studi Veneziani.
Besetzung: Violoncello solo
Dauer: ca. 7 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt. Es ist Bestandteil des Zyklus "Zwei mal zwei" mit den Teilen:
Prolog – Dreifacher Klang – Zwiefacher Tanz – Einsamer Gesang
Erstaufführung des Gesamtzyklus:
München, Carl-Orff-Saal (Gasteig), 16. März 2005;
Ensemble TrioLog München, Yves Savary (Violoncello), Jan Philip Schulze (Klavier)
Stephan Breith (Violoncello)
Auftragswerk der Reihe "Rendezvous um 11 h" im Museum Wiesbaden
mit Unterstützung der "Pro musica viva - Maria Strecker Daelen Stiftung"
Komponiert im Centro Tedesco di Studi Veneziani.
Besetzung: Violoncello solo
Dauer: ca. 7 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt. Es ist Bestandteil des Zyklus "Zwei mal zwei" mit den Teilen:
Prolog – Dreifacher Klang – Zwiefacher Tanz – Einsamer Gesang
Erstaufführung des Gesamtzyklus:
München, Carl-Orff-Saal (Gasteig), 16. März 2005;
Ensemble TrioLog München, Yves Savary (Violoncello), Jan Philip Schulze (Klavier)
Einführung
Wo sich bei Alexej Jawlensky die Gegenständlichkeit auflöst, wird der Blick frei für Farben, Formen, Konturen. Was aber bleibt, wenn der Dreiklang verschwindet?
Ein Nachdenken über Musik mit Dreiklang und jenseits davon. Für Stephan Breith und sein Cello – in der Jawlensky-Galerie Wiesbaden.
Jörn Arnecke, 2004
Ein Nachdenken über Musik mit Dreiklang und jenseits davon. Für Stephan Breith und sein Cello – in der Jawlensky-Galerie Wiesbaden.
Jörn Arnecke, 2004
Rezensionen
Spannende Suche
Klangspuren: Kompositionen von Jörn Arnecke
Klangspuren: Kompositionen von Jörn Arnecke
Jörn Arnecke, geboren 1973 in Hameln, ist ein selbstbewusster junger Komponist. Zurzeit biegt der Schüler von Peter Michael Hamel und Gérard Grisey (1946-1998) gerade auf die Überholspur ab, drei abendfüllende Musiktheaterwerke sind schon abgeschlossen, darunter die Kammeroper "Butterfly Blues" nach Henning Mankell, die im April in Hamburg uraufgeführt wird.
Drei Klarinettenkompositionen brachte Arnecke in den Carl-Orff-Saal des Gasteig mit, bevor sein Werk "zwei mal zwei" erklang. Für seine Vorliebe zu systematischen Ordnungen mag sprechen, dass es ein frühes, ungemein intensives und eigenständiges Soloklarinettenstück vom Lehrer Grisey war, dann ein Duo für Klarinette und Klavier, nämlich die Stücke von Alban Berg, schließlich das a-Moll-Trio von Brahms. Diese Nummernfolge spiegelte sich dann in den Einzeltiteln seines Werks, in dem nach einem neu komponierten Prolog die Stücke "Dreifacher Klang", "Zwiefacher Tanz" und "Einsamer Gesang" folgten. Es wurde ein rundes Konzert, das durch außergewöhnlich inniges und gestisch genaues Spiel von der Klarinettistin Bettina Faiss, dem Cellisten Yves Savary und dem Pianisten Jan Philip Schulze zu bestechen wusste.
Arneckes Stücke folgen stets einer konsequenten, vielleicht etwas quadratisch durchgeführten inneren Logik. Es sind zwei Cello-Solo-Arbeiten und zwei für Cello und Klavier. Prozesse wurden in Gang gesetzt, zum Beispiel die Zusammenführung polar gesetzter Dispositionen (im "Prolog") oder der Abbau einer Melodie bis zu letzten, zaghaften Geräuschakzenten ("Einsamer Gesang"). Manchmal wirkte das etwas zu rund, zu durchschaubar, aber Arnecke gelang es, den Prozessen eine innere Obsession zu geben. So zeigte sich der "Zwiefache Tanz" unerbittlich in seinem Persistieren auf metrische Zwei-Drei-Wechsel. Arnecke selbst bezeichnet sich noch als suchenden Komponisten. Wenn er mit solcher Hartnäckigkeit weiter sucht, wird man noch Spannendes von ihm hören.
Reinhard Schulz, Süddeutsche Zeitung, 18. März 2005
Drei Klarinettenkompositionen brachte Arnecke in den Carl-Orff-Saal des Gasteig mit, bevor sein Werk "zwei mal zwei" erklang. Für seine Vorliebe zu systematischen Ordnungen mag sprechen, dass es ein frühes, ungemein intensives und eigenständiges Soloklarinettenstück vom Lehrer Grisey war, dann ein Duo für Klarinette und Klavier, nämlich die Stücke von Alban Berg, schließlich das a-Moll-Trio von Brahms. Diese Nummernfolge spiegelte sich dann in den Einzeltiteln seines Werks, in dem nach einem neu komponierten Prolog die Stücke "Dreifacher Klang", "Zwiefacher Tanz" und "Einsamer Gesang" folgten. Es wurde ein rundes Konzert, das durch außergewöhnlich inniges und gestisch genaues Spiel von der Klarinettistin Bettina Faiss, dem Cellisten Yves Savary und dem Pianisten Jan Philip Schulze zu bestechen wusste.
Arneckes Stücke folgen stets einer konsequenten, vielleicht etwas quadratisch durchgeführten inneren Logik. Es sind zwei Cello-Solo-Arbeiten und zwei für Cello und Klavier. Prozesse wurden in Gang gesetzt, zum Beispiel die Zusammenführung polar gesetzter Dispositionen (im "Prolog") oder der Abbau einer Melodie bis zu letzten, zaghaften Geräuschakzenten ("Einsamer Gesang"). Manchmal wirkte das etwas zu rund, zu durchschaubar, aber Arnecke gelang es, den Prozessen eine innere Obsession zu geben. So zeigte sich der "Zwiefache Tanz" unerbittlich in seinem Persistieren auf metrische Zwei-Drei-Wechsel. Arnecke selbst bezeichnet sich noch als suchenden Komponisten. Wenn er mit solcher Hartnäckigkeit weiter sucht, wird man noch Spannendes von ihm hören.
Reinhard Schulz, Süddeutsche Zeitung, 18. März 2005
Von Bach bis zur Moderne
Fortsetzung von Stephan Breiths Reihe in Taunusstein-Bleidenstadt
Fortsetzung von Stephan Breiths Reihe in Taunusstein-Bleidenstadt
Um diesen Zuspruch mag ihn so mancher Veranstalter ähnlicher Konzertreihen beneiden - seit 2001 zieht die von Stephan Breith initiierte Reihe "Der lange Weg ins 21. Jahrhundert - Musik und Wort" in der Bleidenstadter Kirche St. Peter auf dem Berg Besucher in Scharen an. "Illustre Gäste", so Stephan Breith bei seinen Begrüßungsworten, waren mit dem Frankfurter Trompeter Wolfgang Basch und dem Wiesbadener Organisten Martin Lutz angesagt, die sich in unserer Region und darüber hinaus besondere Meriten errungen haben.
Das Thema der diesjährigen Veranstaltungen steht unter dem Motto "Frei-sein" und wird dem entsprechend Pfade zu finden versuchen, die in freier Form den Weg ins 21. Jahrhundert verbal und musikalisch begleiten. (...) Stephan Breith wiederholte mit eindringlicher Interpretation Volker David Kirchners von Aufbegehren und Ergebenheit bestimmte Meditation "..als sich König Sauls Gemüt verdunkelte" für Violoncello solo, die er bereits 2003 uraufgeführt hatte.
In der Komposition "Dreifacher Klang" des 1973 geborenen Jörn Arnecke wird die Struktur des Dreiklangs zugunsten freier Tongestaltung aufgebrochen. Mit Querständen, Glissandi und Flageolettönen begibt sich der Komponist in den freien Tonraum. Breith war diesem für den "normalen" Konzertbesucher höchst anspruchsvollen Werk ein exzellenter Vermittler. Es zeichnet ihn aus, sich für die Moderne einzusetzen.
(...)
Richard Hörnicke, Wiesbadener Tagblatt, 8. Februar 2005
Das Thema der diesjährigen Veranstaltungen steht unter dem Motto "Frei-sein" und wird dem entsprechend Pfade zu finden versuchen, die in freier Form den Weg ins 21. Jahrhundert verbal und musikalisch begleiten. (...) Stephan Breith wiederholte mit eindringlicher Interpretation Volker David Kirchners von Aufbegehren und Ergebenheit bestimmte Meditation "..als sich König Sauls Gemüt verdunkelte" für Violoncello solo, die er bereits 2003 uraufgeführt hatte.
In der Komposition "Dreifacher Klang" des 1973 geborenen Jörn Arnecke wird die Struktur des Dreiklangs zugunsten freier Tongestaltung aufgebrochen. Mit Querständen, Glissandi und Flageolettönen begibt sich der Komponist in den freien Tonraum. Breith war diesem für den "normalen" Konzertbesucher höchst anspruchsvollen Werk ein exzellenter Vermittler. Es zeichnet ihn aus, sich für die Moderne einzusetzen.
(...)
Richard Hörnicke, Wiesbadener Tagblatt, 8. Februar 2005
Weg in die Abstraktion
Stephan Breith mit Cello-Uraufführung im Museum
Stephan Breith mit Cello-Uraufführung im Museum
Wenn der Cellist Stephan Breith den Bogen spannt, sind in jedem Fall spannende Programme zu erwarten. Für den Saison-Abschluss seiner Reihe "Rendezvous um 11" im Wiesbadener Landesmuseum galt das diesmal in gesteigerter Form, da eine veritable Uraufführung anstand, ein Auftrag der Maria Strecker Daelen-Stiftung an den jungen, gerade vom Schleswig Holstein Musikfestival mit dem Hindemith-Preis ausgezeichneten Komponisten Jörn Arnecke. Damit spannte Breith den Bogen zurück zum ersten Konzert der Saison, in dem er den "Einsamen Gesang" Arneckes gespielt hatte. Ein weiterer Bogen ließ sich spannen von ältester Solo-Literatur, dem um 1675 entstandenen Ricercare von Gianbattista degli Antonii, bis eben zum neuesten, nicht minder konzentriert interpretierten Werk Arneckes. Dazwischen, wie immer, sensibel ausgewählte Texte, diesmal, dem Ernst der Werke angemessene von Hilde Domin und Grass ("Mein Freund ist tot").
Arnecke ließ sich vom Jawlensky-Saal des Museums, dem magischen Gehäuse für Breiths literarisch-musikalische Exkursionen, inspirieren und versucht, in seinem Stück die malerische Auflösung des Gegenständlichen in der Abstraktion musikalisch nachzuzeichnen. Das geschieht in zarten Farben von Arpeggien und Flageolett, aber auch im kraftvollen Pizzicato jenseits des Stegs, durchaus eindrucksvoll. Und wenn man im gewichtigen Vorprogramm der Uraufführung die vier kurzen Studien Bernd Alois Zimmermanns aus dem Jahr 1970 gehört hat, dann erweist sich Nähe hier als geistige Verwandtschaft im Ernst des Ausdruckswillens und im Ausloten der klanglichen Möglichkeiten des Cellos.
Von dort lässt sich natürlich wieder ein Bogen spannen zu Bachs kühnem Solowerk, zur sechsten Suite in D-Dur, mit der Breith sein gar nicht museales Solo-Programm im Museum beschließen wollte. Als Zugabe aber noch eine Hommage Bachs an Jawlenskys Meditationen, die ganz und gar meditative Sarabande der c-Moll-Suite. Und die Fans der Reihe werden sich freuen, dass Breith auf Einladung der Freunde der Kunst im Museum Wiesbaden ab 19. September mit Duo-Programmen durch die Räume wandern wird.
VM, Wiesbadener Kurier, 14. Juni 2004
Arnecke ließ sich vom Jawlensky-Saal des Museums, dem magischen Gehäuse für Breiths literarisch-musikalische Exkursionen, inspirieren und versucht, in seinem Stück die malerische Auflösung des Gegenständlichen in der Abstraktion musikalisch nachzuzeichnen. Das geschieht in zarten Farben von Arpeggien und Flageolett, aber auch im kraftvollen Pizzicato jenseits des Stegs, durchaus eindrucksvoll. Und wenn man im gewichtigen Vorprogramm der Uraufführung die vier kurzen Studien Bernd Alois Zimmermanns aus dem Jahr 1970 gehört hat, dann erweist sich Nähe hier als geistige Verwandtschaft im Ernst des Ausdruckswillens und im Ausloten der klanglichen Möglichkeiten des Cellos.
Von dort lässt sich natürlich wieder ein Bogen spannen zu Bachs kühnem Solowerk, zur sechsten Suite in D-Dur, mit der Breith sein gar nicht museales Solo-Programm im Museum beschließen wollte. Als Zugabe aber noch eine Hommage Bachs an Jawlenskys Meditationen, die ganz und gar meditative Sarabande der c-Moll-Suite. Und die Fans der Reihe werden sich freuen, dass Breith auf Einladung der Freunde der Kunst im Museum Wiesbaden ab 19. September mit Duo-Programmen durch die Räume wandern wird.
VM, Wiesbadener Kurier, 14. Juni 2004