Spanisches Trio (1993)
Uraufführung (UA): Goslar, Mönchehaus, 13. Juni 1993;
Katharina Voss, Julia Bornhof (Oboen), Jörn Arnecke (Violoncello)
Besetzung: 2 Ob - Vc, Dauer: 9 Minuten
Katharina Voss, Julia Bornhof (Oboen), Jörn Arnecke (Violoncello)
Besetzung: 2 Ob - Vc, Dauer: 9 Minuten
Einführung
Bei Revolutionen ist oft von der Ablösung alter Ordnungen die Rede. In der Musik wurde um 1910 eine Ordnung abgelöst, die über Jahrhunderte hinweg geherrscht hatte: die Tonalität.
Das ganze 20. Jahrhundert hindurch sind die Komponisten mit der Frage befaßt, was diese Ordnung ersetzen soll. Die Zwölftonmusik Arnold Schönbergs setzte die totale Gleichberechtigung aller Töne gegen das Hierarchieprinzip der Tonalität. Der Serialismus, der in den 50er Jahren entstand, damals vor allem durch den Franzosen Pierre Boulez repräsentiert, entwickelte dieses Prinzip weiter; er versuchte, alle musikalischen Vorgänge unter dasselbe, gleichberechtigte Gesetz zu zwingen. Die penibel ausgetüftelte Musik traf sich jedoch mit der vollkommen offenen, vorraussetzungslosen Musik in einem nicht ganz unwichtigen Punkt: Die beiden waren klanglich nicht voneinander zu unterscheiden.
In den letzten Jahrzehnten versuchen viele Komponisten, eine neu ausgehörte Brücke zur alten Tonalität zu schlagen. Mein Stück, das wir nun zum Abschluß spielen werden, organisiert die Intervalle, die Tonabstände zwischen den Instrumenten, in strenger Form. Verwendet werden nur Konstellationen, die symmetrisch sind und somit ein Instrument der drei zum Mittelpunkt nehmen. Durch diese Beschränkung entsteht eine besondere Klanglichkeit, die im ersten Satz in verschiedenen rhythmischen Gestalten vorgestellt wird. Im zweiten und dritten Satz wird sie auf zwei Tanzmodelle übertragen - ein Bezug zur Triosonate, wie wir sie von Corelli aufgeführt haben. Der erste Tanz ist ein deutscher, strenger, alter, ja sogar höfischer: das Menuett. Der dritte Satz ist der Bolero - nicht umsonst heißt das Stück "Spanisches Trio". Ich habe es im Jahr 1993 für unser Trio geschrieben.
Jörn Arnecke, 1998
Das ganze 20. Jahrhundert hindurch sind die Komponisten mit der Frage befaßt, was diese Ordnung ersetzen soll. Die Zwölftonmusik Arnold Schönbergs setzte die totale Gleichberechtigung aller Töne gegen das Hierarchieprinzip der Tonalität. Der Serialismus, der in den 50er Jahren entstand, damals vor allem durch den Franzosen Pierre Boulez repräsentiert, entwickelte dieses Prinzip weiter; er versuchte, alle musikalischen Vorgänge unter dasselbe, gleichberechtigte Gesetz zu zwingen. Die penibel ausgetüftelte Musik traf sich jedoch mit der vollkommen offenen, vorraussetzungslosen Musik in einem nicht ganz unwichtigen Punkt: Die beiden waren klanglich nicht voneinander zu unterscheiden.
In den letzten Jahrzehnten versuchen viele Komponisten, eine neu ausgehörte Brücke zur alten Tonalität zu schlagen. Mein Stück, das wir nun zum Abschluß spielen werden, organisiert die Intervalle, die Tonabstände zwischen den Instrumenten, in strenger Form. Verwendet werden nur Konstellationen, die symmetrisch sind und somit ein Instrument der drei zum Mittelpunkt nehmen. Durch diese Beschränkung entsteht eine besondere Klanglichkeit, die im ersten Satz in verschiedenen rhythmischen Gestalten vorgestellt wird. Im zweiten und dritten Satz wird sie auf zwei Tanzmodelle übertragen - ein Bezug zur Triosonate, wie wir sie von Corelli aufgeführt haben. Der erste Tanz ist ein deutscher, strenger, alter, ja sogar höfischer: das Menuett. Der dritte Satz ist der Bolero - nicht umsonst heißt das Stück "Spanisches Trio". Ich habe es im Jahr 1993 für unser Trio geschrieben.
Jörn Arnecke, 1998
Rezensionen
Matinee beendete 14. Goslarer Tage der Kleinkunst
Vagantenmusik als Schlußakkord
Vagantenmusik als Schlußakkord
Wie vielfältig Kleinkunst sein kann und was - bei entsprechender Präsentation - alles zu diesem Genre gehört, bewies das überaus gelungene Finale der 14. Goslarer Tage der Kleinkunst: "Borris und die Vaganten", vor acht Jahren im Mönchehaus-Museum geboren, kehrten an ihren "Ursprungsort" zurück, erstmals als eigener Programmpunkt der Veranstaltungsreihe.
(…) Daß auch die der Vagantenmusik historisch relativ nahestehenden Klänge des Barock nicht unbedingt den großen Konzertsaal benötigen, zeigte das klassische Intermezzo für zwei Oboen und Cello, mit Verve gespielt von Katharina Voss, Julia Bornhof und Jörn Arnecke. Der Clou: Eine Uraufführung, "Spanisches Trio" von Jörn Arnecke, mit polyphonen Anklängen an Flamenco und mit Kastagnettengeklapper, durch Fingerspitzengetrommel auf den Oboentasten erzeugt. (…)
chs, Goslarsche Zeitung, 14. Juni 1993
(…) Daß auch die der Vagantenmusik historisch relativ nahestehenden Klänge des Barock nicht unbedingt den großen Konzertsaal benötigen, zeigte das klassische Intermezzo für zwei Oboen und Cello, mit Verve gespielt von Katharina Voss, Julia Bornhof und Jörn Arnecke. Der Clou: Eine Uraufführung, "Spanisches Trio" von Jörn Arnecke, mit polyphonen Anklängen an Flamenco und mit Kastagnettengeklapper, durch Fingerspitzengetrommel auf den Oboentasten erzeugt. (…)
chs, Goslarsche Zeitung, 14. Juni 1993
Arnecke-Uraufführung im Münster: "Fast ein Echo"
Eine Uraufführung stand im Mittelpunkt des siebten Abends von "Musik und Wort": Zum ersten Mal stellte Jörn Arnecke am Mittwoch sein neues Stück "Fast ein Echo" einer breiteren Öffentlichkeit vor. Außerdem erklang Arneckes "Spanisches Trio", bei dessen Aufführung der Komponist selbst mitwirkte. (…)
Das "Spanische Trio" für zwei Oboen und Violoncello zeigte Arneckes Modernität in der Klassik verwurzelt: In leicht spröde wirkenden Harmonien scheinen die Instrumente doch konzertant verbunden, rhythmisch aufeinander bezogen. Geradezu eingängig der abschließende "Bolero", dessen Rhythmus zunächst die klappernden Klappen der Oboen andeuteten. (…)
Matthias Körber, Deister- und Weserzeitung, 2. August 1996
Das "Spanische Trio" für zwei Oboen und Violoncello zeigte Arneckes Modernität in der Klassik verwurzelt: In leicht spröde wirkenden Harmonien scheinen die Instrumente doch konzertant verbunden, rhythmisch aufeinander bezogen. Geradezu eingängig der abschließende "Bolero", dessen Rhythmus zunächst die klappernden Klappen der Oboen andeuteten. (…)
Matthias Körber, Deister- und Weserzeitung, 2. August 1996