ERSTARRUNG (2000)
Uraufführung (UA): Expo Hannover, Deutscher Pavillon, 25. August 2000;
Julia Henning (Sopran), Martha Mödl (Sprecherin), Ensemble Triolog München
Auftragswerk des Kultur- und Veranstaltungsprogramms unter der künstlerischen Leitung von Peter Baumgardt im Deutschen Pavillon auf der EXPO 2000
Besetzung: Sopran, Sprecherin, Fl (auch Picc) - Ob - Kl (auch Bkl, möglichst: Kbkl) - Sz - Klav - Vl - Kb
Dauer: 18 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt.
Julia Henning (Sopran), Martha Mödl (Sprecherin), Ensemble Triolog München
Auftragswerk des Kultur- und Veranstaltungsprogramms unter der künstlerischen Leitung von Peter Baumgardt im Deutschen Pavillon auf der EXPO 2000
Besetzung: Sopran, Sprecherin, Fl (auch Picc) - Ob - Kl (auch Bkl, möglichst: Kbkl) - Sz - Klav - Vl - Kb
Dauer: 18 Minuten
Das Werk ist bei den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski verlegt.
Einführung
Erstarrung
nach Texten von Wilhelm Müller und Reiner Kunze
"Ich such im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur"
Wandern. Vergangenheit.
Viele Wege. Ein Weg. Weg!
Du.
Wegwandern. Einsamkeit.
Harmonie, die fern ist.
c-Moll
Vergangenheit. Weiter wandern.
"immer geht die hand des andern mit"
Jörn Arnecke, 2000/06
nach Texten von Wilhelm Müller und Reiner Kunze
"Ich such im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur"
Wandern. Vergangenheit.
Viele Wege. Ein Weg. Weg!
Du.
Wegwandern. Einsamkeit.
Harmonie, die fern ist.
c-Moll
Vergangenheit. Weiter wandern.
"immer geht die hand des andern mit"
Jörn Arnecke, 2000/06
Im Geiste Ligetis
Musikhochschule: Debüt des Ensemble 21 im Forum
Musikhochschule: Debüt des Ensemble 21 im Forum
Bei der Uraufführung seines "Hamburg Concerto" anno 2001 hatte György Ligeti den Applaus des Publikums noch selbst entgegennehmen können. Fünf Jahre später erklang das Stück nun zum Andenken an den kürzlich verstorbenen Komponisten im Forum der Musikhochschule - und führte die charakteristischen Merkmale seiner Musiksprache noch einmal exemplarisch und meisterlich komprimiert vor Ohren: Die präzise getimten Spannungsverläufe etwa, ihre kunstvoll verzahnten Rhythmen und mikrotonalen Flächen sowie ein brillantes Gespür für Instrumentation und plastische Klangfarben. Ein eindrückliches künstlerisches Denkmal.
Doch eigentlich stand nicht der Abschied, sondern ein Neubeginn im Mittelpunkt des Abends. Denn das Konzert war zugleich die Geburtsstunde des hochschuleigenen Ensemble 21, das sich in Zukunft der Pflege der Neuen Musik widmen wird. Mit packenden Darbietungen von Denisovs "La vie en rouge" und Jörn Arneckes postromantischer Wehmutsstudie "Erstarrung" zeigte die junge Formation unter Leitung von René Gulikers dabei ihr beeindruckendes interpretatorisches Potential. Ein mehr als vielversprechendes Debüt. Ligeti hätte sicher seine Freude gehabt: Am Ende lächelte er jedenfalls verschmitzt von einem überlebensgroßen Porträt auf Interpreten und Publikum herab. Wie jemand, der weiß, daß seine Musik bleiben wird.
Stä, Hamburger Abendblatt, 26. Juni 2006
Doch eigentlich stand nicht der Abschied, sondern ein Neubeginn im Mittelpunkt des Abends. Denn das Konzert war zugleich die Geburtsstunde des hochschuleigenen Ensemble 21, das sich in Zukunft der Pflege der Neuen Musik widmen wird. Mit packenden Darbietungen von Denisovs "La vie en rouge" und Jörn Arneckes postromantischer Wehmutsstudie "Erstarrung" zeigte die junge Formation unter Leitung von René Gulikers dabei ihr beeindruckendes interpretatorisches Potential. Ein mehr als vielversprechendes Debüt. Ligeti hätte sicher seine Freude gehabt: Am Ende lächelte er jedenfalls verschmitzt von einem überlebensgroßen Porträt auf Interpreten und Publikum herab. Wie jemand, der weiß, daß seine Musik bleiben wird.
Stä, Hamburger Abendblatt, 26. Juni 2006
Strömung unter Packeis
Erstarrung und Auflösung - Arnecke-Uraufführung in Heidelberg
Erstarrung und Auflösung - Arnecke-Uraufführung in Heidelberg
Ein musikalischer Abschied in mehrfacher Hinsicht war das Kammerkonzert "Dialog mit Schubert" in der Heidelberger Stadthalle: Nicht nur hatte Schubert das Streichquintett in C-Dur 1828 kurz vor seinem Tod geschrieben, auch das Stück "Erstarrung" (2000), Jörn Arneckes Aneignung des gleichnamigen Liedes aus der Schubertschen "Winterreise", macht den Abschied zum Thema.
Hinter allem stand natürlich der höchst reale Abschied des "Komponisten für Heidelberg", dessen eine Spielzeit währendes Engagement für das Philharmonische Orchester mit diesem Konzert endete. Man feierte Arnecke mit der Uraufführung einer Auftragskompostion, "Terra maligna" für Sopran, Trompete, Viola, Cello und Bass.
(...) In "Erstarrung" traumwandelt das Klavier schwermütig durch das ganze Stück. Schuberts Melodie stark verlangsamt, geht unter in den Stimmen (Silke Schwarz und Claudia Schumacher) und im Lärm der Instrumente ist sie nur noch zu ahnen, wie eine Strömung unter Packeis. Unterdessen löst sich das Orchester auf (es verteilt sich im Raum) und lässt die Sängerin einsam zurück. Am Ende verstummt auch das Klavier. (...)
Alexander Knopf, Rhein-Neckar-Zeitung, 9. Mai 2006
Hinter allem stand natürlich der höchst reale Abschied des "Komponisten für Heidelberg", dessen eine Spielzeit währendes Engagement für das Philharmonische Orchester mit diesem Konzert endete. Man feierte Arnecke mit der Uraufführung einer Auftragskompostion, "Terra maligna" für Sopran, Trompete, Viola, Cello und Bass.
(...) In "Erstarrung" traumwandelt das Klavier schwermütig durch das ganze Stück. Schuberts Melodie stark verlangsamt, geht unter in den Stimmen (Silke Schwarz und Claudia Schumacher) und im Lärm der Instrumente ist sie nur noch zu ahnen, wie eine Strömung unter Packeis. Unterdessen löst sich das Orchester auf (es verteilt sich im Raum) und lässt die Sängerin einsam zurück. Am Ende verstummt auch das Klavier. (...)
Alexander Knopf, Rhein-Neckar-Zeitung, 9. Mai 2006
Ohne Stachel
Zwischen 1966 und 1976 sind Jörn Arnecke, Jan Dvorak, Juliane Klein und Sascha Lino Lemke geboren — vier Komponisten der jüngsten Generation, die vom Deutschen Pavillon für den dritten Abend des "Winterreise"-Projektes engagiert wurden. Ihre uraufgeführten Auftragskompositionen sollten — so das Programmheft — ihr Verhältnis zur künstlerischen und politischen Heimat gestalten, doch dieser Anspruch wurde von den zumeist zahmen Werken und von den noch glatteren Interpretationen durch das Münchner Ensemble Triolog kaum nachhaltig eingelöst.
(...) Die ausführlichen Prosalesungen zur Musik mit Martha Mödl und Stefan Hunstein provozierten kaum, weil eben die Musik ihnen den Stachel gezogen hatte. Und dass Jörn Arnecke das in seinem Ensemble in den Vordergrund gerückte Klavier fast durchgehend an den Gestus von Beethovens Mondscheinsonate andockte, half so wenig weiter wie die Behauptung des Komponisten, dass c-Moll traurig machte. Die Auftragswerke mochten traurig gemeint sein. Mehr Biss hätte dem künstlerischen Anspruch besser angestanden.
L.B., Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28. August 2000
(...) Die ausführlichen Prosalesungen zur Musik mit Martha Mödl und Stefan Hunstein provozierten kaum, weil eben die Musik ihnen den Stachel gezogen hatte. Und dass Jörn Arnecke das in seinem Ensemble in den Vordergrund gerückte Klavier fast durchgehend an den Gestus von Beethovens Mondscheinsonate andockte, half so wenig weiter wie die Behauptung des Komponisten, dass c-Moll traurig machte. Die Auftragswerke mochten traurig gemeint sein. Mehr Biss hätte dem künstlerischen Anspruch besser angestanden.
L.B., Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28. August 2000