RONDEAUX (1997/98)
Uraufführung (UA): Hamburg, Forum der Hochschule für Musik und Theater, 12. Dezember 1998;
Christine Knorren (Mezzosopran), Sascha Lino Lemke (Blockflöte), Walter Klement/Götz Vollertsen (Gitarre), Alessandro della Vecchia (Schlagzeug), Ltg.: Jörn Arnecke
Besetzung: Mezz - Blfl - Git - Sz
Dauer: 8 Minuten
Christine Knorren (Mezzosopran), Sascha Lino Lemke (Blockflöte), Walter Klement/Götz Vollertsen (Gitarre), Alessandro della Vecchia (Schlagzeug), Ltg.: Jörn Arnecke
Besetzung: Mezz - Blfl - Git - Sz
Dauer: 8 Minuten
Einführung
"Rondeaux" verarbeitet drei Gedichte von Charles d’Orléans (1394-1465).
Rondeaux
Le temps a laissé son manteau
De vent, de froidure et de pluie,
Et s’est vêtu de broderie
De soleil luisant, clair et beau.
Il n’y a bête, ni oiseau
Qu’en son jargon ne chante ou crie:
Le temps a laissé son manteau!
Rivière, fontaine et ruisseau
Portent, en livrée jolie,
Gouttes d’argent d’orfèvrerie,
Chacun s’habille de nouveau:
Le temps a laissé son manteau.
________
En verrai-je jamais la fin,
De vos œuvres, Mélancolie,
Quand au soir de vous me délie
Vous me rattachez au matin.
J’aimasse mieux autre voisin
Que vous, qui si fort me guerrie;
En verrai-je jamais la fin?
Vers moi venez en larrecin
Et me robez Plaisance lie;
Suis-je destiné en ma vie
D’être toujours en tel hutin?
En verrai-je jamais la fin?
________
Les fourriers d’Été sont venus
Pour appareiller son logis,
Et ont fait tendre ses tapis,
De fleurs et verdure tissus.
En étendant tapis velus,
De vert herbe par le pays,
Les fourriers d`Été sont venus.
Cœurs d’ennui piéça morfondus,
Dieu merci, sont sains et jolis;
Allez-vous-en, prenez pays,
Hiver, vous ne demeurez plus;
Les fourriers d’Été sont venus !
(Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt
Aus Wind, aus Kälte und aus Regen
Und eine Stickerei sich umgehängt
Aus schöner, heller, leuchtender Sonne.
Es gibt nicht Tier noch Vogel,
Die nicht in ihrer Sprache singen, rufen:
Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt!
Fluss, Quelle und Bach
Tragen, in hübschem Gewand,
Tropfen aus Silbergeschmeide,
Jeder kleidet sich neu:
Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt.
________
Werde ich jemals das Ende sehen
Eurer Werke, Melancholie,
Wenn am Abend ich mich von Euch löse,
Fesselt am Morgen Ihr mich wieder.
Lieber hätte ich einen andren Nachbarn
Als Euch, die Ihr so hart mich bekämpft;
Werde ich jemals das Ende sehen?
Kommt im Verborgenen zu mir
Und raubt mir das Vergnügen bis zur Neige;
Bin ich in meinem Leben dazu verdammt,
Auf immer in diesem Kampf zu leben?
Werde ich jemals das Ende sehen?
________
Die Vorboten des Sommers sind gekommen,
Um ihre Behausungen einzurichten,
Und haben ihre Teppiche ausgebreitet,
Aus Blumen und Gras gewebt.
Sie legen flauschige Teppiche
Aus grünem Rasen über das Land,
Die Vorboten des Sommers sind gekommen.
Herzen, vor Langeweile einst kalt,
Sind, Dank sei Gott, gesund und schön;
Geh weg, zieh fort, Winter,
Du kannst nicht länger bleiben;
Die Vorboten des Sommers sind gekommen!)
Rondeaux
Le temps a laissé son manteau
De vent, de froidure et de pluie,
Et s’est vêtu de broderie
De soleil luisant, clair et beau.
Il n’y a bête, ni oiseau
Qu’en son jargon ne chante ou crie:
Le temps a laissé son manteau!
Rivière, fontaine et ruisseau
Portent, en livrée jolie,
Gouttes d’argent d’orfèvrerie,
Chacun s’habille de nouveau:
Le temps a laissé son manteau.
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En verrai-je jamais la fin,
De vos œuvres, Mélancolie,
Quand au soir de vous me délie
Vous me rattachez au matin.
J’aimasse mieux autre voisin
Que vous, qui si fort me guerrie;
En verrai-je jamais la fin?
Vers moi venez en larrecin
Et me robez Plaisance lie;
Suis-je destiné en ma vie
D’être toujours en tel hutin?
En verrai-je jamais la fin?
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Les fourriers d’Été sont venus
Pour appareiller son logis,
Et ont fait tendre ses tapis,
De fleurs et verdure tissus.
En étendant tapis velus,
De vert herbe par le pays,
Les fourriers d`Été sont venus.
Cœurs d’ennui piéça morfondus,
Dieu merci, sont sains et jolis;
Allez-vous-en, prenez pays,
Hiver, vous ne demeurez plus;
Les fourriers d’Été sont venus !
(Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt
Aus Wind, aus Kälte und aus Regen
Und eine Stickerei sich umgehängt
Aus schöner, heller, leuchtender Sonne.
Es gibt nicht Tier noch Vogel,
Die nicht in ihrer Sprache singen, rufen:
Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt!
Fluss, Quelle und Bach
Tragen, in hübschem Gewand,
Tropfen aus Silbergeschmeide,
Jeder kleidet sich neu:
Die Zeit hat ihren Mantel abgelegt.
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Werde ich jemals das Ende sehen
Eurer Werke, Melancholie,
Wenn am Abend ich mich von Euch löse,
Fesselt am Morgen Ihr mich wieder.
Lieber hätte ich einen andren Nachbarn
Als Euch, die Ihr so hart mich bekämpft;
Werde ich jemals das Ende sehen?
Kommt im Verborgenen zu mir
Und raubt mir das Vergnügen bis zur Neige;
Bin ich in meinem Leben dazu verdammt,
Auf immer in diesem Kampf zu leben?
Werde ich jemals das Ende sehen?
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Die Vorboten des Sommers sind gekommen,
Um ihre Behausungen einzurichten,
Und haben ihre Teppiche ausgebreitet,
Aus Blumen und Gras gewebt.
Sie legen flauschige Teppiche
Aus grünem Rasen über das Land,
Die Vorboten des Sommers sind gekommen.
Herzen, vor Langeweile einst kalt,
Sind, Dank sei Gott, gesund und schön;
Geh weg, zieh fort, Winter,
Du kannst nicht länger bleiben;
Die Vorboten des Sommers sind gekommen!)
Rezensionen
Kopf und Herz angesprochen
Jörn Arnecke und das Junge Kammerensemble Hamburg in der Marktkirche
Jörn Arnecke und das Junge Kammerensemble Hamburg in der Marktkirche
Es war ein schönes, abwechslungsreiches Programm voll zeitgenössischer Musik, das im Serenadenkonzert am Samstagabend in der Hamelner Marktkirche erklang. Den Hauptteil des Konzertes bildeten dabei zwei Vokalkompositionen von Jörn Arnecke, der zu diesem Konzert mit dem Jungen Kammerensemble Hamburg in seine Heimatstadt zurückgekehrt war und das Publikum moderierend durch den Abend führte.
Im eingangs erklingenden Rondeaux hat Jörn Arnecke drei Gedichte von Charles d'Orléans vertont. Dieser Dichter des 15. Jahrhunderts hat seinen Texten trotz der gleichen, strengen Form sehr unterschiedliche Stimmung zu Grunde gelegt. In der Vertonung stehen sich die Kontraste der ersten beiden Gedichte melodisch und dynamisch gegenüber, sie werden musikalisch verknüpft und am Ende in die einheitliche Stimmung des dritten Textes geführt.
Die außergewöhnliche Besetzung des Ensembles erinnert dabei mit Blockflöte (Caroline Groß), Gitarre (Kirstin Stehnke) und Gesang (Sibylle Fischer) ganz an die Klangwelt eines Charles d'Orléans. Doch auch hier setzt Arnecke mit Vibraphon und Tom-Toms (Michael Biel) einen scharfen Gegenpol, der reizvolle Klangkombinationen schafft, die von sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten Mikrotönen in Gitarre und Flöte noch unterstützt werden. (…)
Julia Bornhof, Deister- und Weserzeitung, 3. Juli 2000
Im eingangs erklingenden Rondeaux hat Jörn Arnecke drei Gedichte von Charles d'Orléans vertont. Dieser Dichter des 15. Jahrhunderts hat seinen Texten trotz der gleichen, strengen Form sehr unterschiedliche Stimmung zu Grunde gelegt. In der Vertonung stehen sich die Kontraste der ersten beiden Gedichte melodisch und dynamisch gegenüber, sie werden musikalisch verknüpft und am Ende in die einheitliche Stimmung des dritten Textes geführt.
Die außergewöhnliche Besetzung des Ensembles erinnert dabei mit Blockflöte (Caroline Groß), Gitarre (Kirstin Stehnke) und Gesang (Sibylle Fischer) ganz an die Klangwelt eines Charles d'Orléans. Doch auch hier setzt Arnecke mit Vibraphon und Tom-Toms (Michael Biel) einen scharfen Gegenpol, der reizvolle Klangkombinationen schafft, die von sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten Mikrotönen in Gitarre und Flöte noch unterstützt werden. (…)
Julia Bornhof, Deister- und Weserzeitung, 3. Juli 2000