Die Faszination von Glück und Tragik
Heute hat die Kammeroper "Das Fest am Meer" des Hamburger Komponisten Jörn Arnecke Premiere
Schon ungewöhnlich, einen Kollegen zu interviewen. Oder doch zumindest einen Ex-Journalisten, denn das Schreiben hat Jörn Arnecke vor ein paar Monaten aufgegeben. Die Zeit war einfach zu knapp geworden, nachdem der 29-Jährige noch eine Teilzeit-Professur an der Musikhochschule erhalten hatte - "und außerdem möchte ich als Komponist gesehen werden und nicht als Kritiker".
Nun, das sollte nicht das Problem sein: Schließlich zählt der gebürtige Hamelner zu Deutschlands erfolgreichsten Nachwuchs-Komponisten, schmücken seine noch junge Vita schon zahlreiche Preise. Die Liste seiner prominenten Auftraggeber reicht von der Bayerischen Staatsoper bis zu den Wagner-Jugendfestspielen in Bayreuth - oder aktuell der Hamburgischen Staatsoper: Sein Auftragswerk "Das Fest im Meer" hat heute Abend Premiere. Die erste abendfüllende Oper des jungen Mannes und damit seine bislang größte Herausforderung. Was ihn offenbar nicht weiter belastet hat, denn: "Dann legt man auch selbst die eigene Messlatte entsprechend hoch."
Entsprechend hat der Wahlhamburger auch nicht draufloskomponiert, sondern ein Gesamtkonzept entwickelt und dies dann mit seinen musikalischen Ideen gefüllt. Was nicht ganz einfach war, schließlich sind in dieser Kammeroper gleich zwei große Themen in Noten zu fassen: Liebe und Aids. Basierend auf John Bergers Roman "To the Wedding" handelt das Libretto Francis Hüsers' von der HIV-positiven Nino und ihrem Geliebten Gino, der sie nicht nur zur Heirat überredet, sondern ihr auch zeigt, dass das Wissen um die Krankheit nicht das Ende aller Hoffnung bedeutet: Die Hochzeitsfeier wird zu einem rauschenden Fest.
"Diese Glückserwartung und zugleich die Tragik haben mich von Anfang an fasziniert", erinnert sich Arnecke. Ob es ihm gelungen ist, wird die Reaktion des Publikums heute Abend zeigen - und die Kritiken der kommenden Tage. Und mit Blick auf die Kritiker-Schar ist Arnecke schon froh, inzwischen nur noch Komponist zu sein: Zumindest kann so keiner von Gefälligkeiten der Ex-Kollegen sprechen. Entsprechend entspannt blickt er den Zeilen der Rezensenten entgegen - zumal ihm noch gut in Erinnerung ist, wie schnell die sich mitunter ihr Urteil bilden. "Das erspart mir bei negativen Kritiken größere Verwundungen."
Christoph Forsthoff, Hamburger Morgenpost, 17. Juni 2003
Schon ungewöhnlich, einen Kollegen zu interviewen. Oder doch zumindest einen Ex-Journalisten, denn das Schreiben hat Jörn Arnecke vor ein paar Monaten aufgegeben. Die Zeit war einfach zu knapp geworden, nachdem der 29-Jährige noch eine Teilzeit-Professur an der Musikhochschule erhalten hatte - "und außerdem möchte ich als Komponist gesehen werden und nicht als Kritiker".
Nun, das sollte nicht das Problem sein: Schließlich zählt der gebürtige Hamelner zu Deutschlands erfolgreichsten Nachwuchs-Komponisten, schmücken seine noch junge Vita schon zahlreiche Preise. Die Liste seiner prominenten Auftraggeber reicht von der Bayerischen Staatsoper bis zu den Wagner-Jugendfestspielen in Bayreuth - oder aktuell der Hamburgischen Staatsoper: Sein Auftragswerk "Das Fest im Meer" hat heute Abend Premiere. Die erste abendfüllende Oper des jungen Mannes und damit seine bislang größte Herausforderung. Was ihn offenbar nicht weiter belastet hat, denn: "Dann legt man auch selbst die eigene Messlatte entsprechend hoch."
Entsprechend hat der Wahlhamburger auch nicht draufloskomponiert, sondern ein Gesamtkonzept entwickelt und dies dann mit seinen musikalischen Ideen gefüllt. Was nicht ganz einfach war, schließlich sind in dieser Kammeroper gleich zwei große Themen in Noten zu fassen: Liebe und Aids. Basierend auf John Bergers Roman "To the Wedding" handelt das Libretto Francis Hüsers' von der HIV-positiven Nino und ihrem Geliebten Gino, der sie nicht nur zur Heirat überredet, sondern ihr auch zeigt, dass das Wissen um die Krankheit nicht das Ende aller Hoffnung bedeutet: Die Hochzeitsfeier wird zu einem rauschenden Fest.
"Diese Glückserwartung und zugleich die Tragik haben mich von Anfang an fasziniert", erinnert sich Arnecke. Ob es ihm gelungen ist, wird die Reaktion des Publikums heute Abend zeigen - und die Kritiken der kommenden Tage. Und mit Blick auf die Kritiker-Schar ist Arnecke schon froh, inzwischen nur noch Komponist zu sein: Zumindest kann so keiner von Gefälligkeiten der Ex-Kollegen sprechen. Entsprechend entspannt blickt er den Zeilen der Rezensenten entgegen - zumal ihm noch gut in Erinnerung ist, wie schnell die sich mitunter ihr Urteil bilden. "Das erspart mir bei negativen Kritiken größere Verwundungen."
Christoph Forsthoff, Hamburger Morgenpost, 17. Juni 2003