Eine Hymne an das Leben
Die Oper "Das Fest im Meer" feiert am 17.6. Premiere auf Kampnagel. Das Werk ist eine Komposition des jungen Hamburgers Jörn Arnecke
Der Vater reist mit dem Motorrad aus Südfrankreich an. Die Mutter kommt mit dem Bus aus Bratislava. Es sind Reisen, in denen sich Erinnerung, Gegenwart und die tragische Zukunft verbinden. Ihr Ziel ist die Hochzeitsfeier ihrer Tochter Ninon im italienischen Küstenort Gorino, dort wo der Po in das Meer mündet.
Eigentlich wollte die 24-jährige Ninon gar nicht heiraten, denn sie weiß seit kurzem, dass sie sich mit Aids angesteckt hat. Doch ihr Geliebter Gino überredet sie. Er versucht ihr zu zeigen, dass das Wissen um die tödliche Krankheit nicht das Ende aller Hoffnung bedeuten muss. Denn das Leben hält immer mehrere Möglichkeiten offen - andere Wege, auf denen das Glück zu finden ist. Und so gerät Ninons und Ginos Hochzeitsfeier zu einem rauschenden Fest, einer Hymne an das Leben. Nicht umsonst findet die Feier am Meer statt. Es ist das Symbol für die unendlichen Möglichkeiten des Lebens.
Der Hamburger Komponist Jörn Arnecke, Jahrgang 1973, hat den Roman "Auf dem Weg zur Hochzeit" von John Berger als Textgrundlage für seine Oper "Das Fest im Meer" gewählt. "Das Buch hat mich wegen zweier Sachen fasziniert", erzählt er, "auf Grund der Erzähltechnik - die episodenhafte Geschichte setzt sich erst im Leser zusammen - und der Art, wie emotional die Geschichte erzählt wird, ohne plakativ zu sein." Es ist eine pathosfreie moderne Geschichte, die wegen ihrer fragmentarischen Erzählhaltung so wahrhaftig wirkt. "Das Leben läuft ja auch nicht linear in einem Tempo", meint Arnecke und fügt an: "Ich glaube, dass man durch solch eine Geschichte die Chance hat, Hörer, die nicht an zeitgenössische Musik gewöhnt sind, in das Werk hineinzuholen."
Genauso wie der Roman aus den Stimmen der Figuren montiert ist, baut sich Arneckes Oper musikalisch aus den Stimmungen der Figuren auf. Jede Figur und jede Szene erhält ihre eigene Klangfarbe. "Mir war es wichtig, die Vielschichtigkeit der Figuren zu zeigen." Deshalb weist die Musik eine große Bandbreite auf: von weiten Klangflächen bis zu geräuschhaften Teilen. Die Liebesszene entfernt sich vom Klischee: "Es ist die Szene, in der ich am wenigsten ein Klangbild einlöse, was erwartet wird", sagt Arnecke lächelnd. Es ist eine Szene, die mit vielen Geräuschen ausgestattet ist. Warum? Die Szene spielt in einer Hütte, die zusammenstürzt. Das einmalige Liebeserlebnis bleibt so in tönender Erinnerung.
Am 17. Juni feiert "Das Fest im Meer" auf Kampnagel Premiere. Die Oper ist ein Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper.
Bettina Brinker, Hamburger Abendblatt, Hamburg LIVE, 12. Juni 2003
Der Vater reist mit dem Motorrad aus Südfrankreich an. Die Mutter kommt mit dem Bus aus Bratislava. Es sind Reisen, in denen sich Erinnerung, Gegenwart und die tragische Zukunft verbinden. Ihr Ziel ist die Hochzeitsfeier ihrer Tochter Ninon im italienischen Küstenort Gorino, dort wo der Po in das Meer mündet.
Eigentlich wollte die 24-jährige Ninon gar nicht heiraten, denn sie weiß seit kurzem, dass sie sich mit Aids angesteckt hat. Doch ihr Geliebter Gino überredet sie. Er versucht ihr zu zeigen, dass das Wissen um die tödliche Krankheit nicht das Ende aller Hoffnung bedeuten muss. Denn das Leben hält immer mehrere Möglichkeiten offen - andere Wege, auf denen das Glück zu finden ist. Und so gerät Ninons und Ginos Hochzeitsfeier zu einem rauschenden Fest, einer Hymne an das Leben. Nicht umsonst findet die Feier am Meer statt. Es ist das Symbol für die unendlichen Möglichkeiten des Lebens.
Der Hamburger Komponist Jörn Arnecke, Jahrgang 1973, hat den Roman "Auf dem Weg zur Hochzeit" von John Berger als Textgrundlage für seine Oper "Das Fest im Meer" gewählt. "Das Buch hat mich wegen zweier Sachen fasziniert", erzählt er, "auf Grund der Erzähltechnik - die episodenhafte Geschichte setzt sich erst im Leser zusammen - und der Art, wie emotional die Geschichte erzählt wird, ohne plakativ zu sein." Es ist eine pathosfreie moderne Geschichte, die wegen ihrer fragmentarischen Erzählhaltung so wahrhaftig wirkt. "Das Leben läuft ja auch nicht linear in einem Tempo", meint Arnecke und fügt an: "Ich glaube, dass man durch solch eine Geschichte die Chance hat, Hörer, die nicht an zeitgenössische Musik gewöhnt sind, in das Werk hineinzuholen."
Genauso wie der Roman aus den Stimmen der Figuren montiert ist, baut sich Arneckes Oper musikalisch aus den Stimmungen der Figuren auf. Jede Figur und jede Szene erhält ihre eigene Klangfarbe. "Mir war es wichtig, die Vielschichtigkeit der Figuren zu zeigen." Deshalb weist die Musik eine große Bandbreite auf: von weiten Klangflächen bis zu geräuschhaften Teilen. Die Liebesszene entfernt sich vom Klischee: "Es ist die Szene, in der ich am wenigsten ein Klangbild einlöse, was erwartet wird", sagt Arnecke lächelnd. Es ist eine Szene, die mit vielen Geräuschen ausgestattet ist. Warum? Die Szene spielt in einer Hütte, die zusammenstürzt. Das einmalige Liebeserlebnis bleibt so in tönender Erinnerung.
Am 17. Juni feiert "Das Fest im Meer" auf Kampnagel Premiere. Die Oper ist ein Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper.
Bettina Brinker, Hamburger Abendblatt, Hamburg LIVE, 12. Juni 2003