"Eine Art Bewährungsprobe"
Die Werke des 29-jährigen Jörn Arnecke wurden bereits an der Bayerischen Staatsoper, dem Zürcher Opernhaus und der Staatsoper Prag aufgeführt. Nun hat der preisgekrönte Hamburger Komponist, der eine Teilzeitprofessur für Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater innehat, seine erste Auftragskomposition für die Hamburgische Staatsoper fertiggestellt. Heute wird "Das Fest im Meer" auf Kampnagel uraufgeführt.
Ihre neue Oper "Das Fest im Meer" beruht auf dem Roman "To the Wedding" von John Berger, ein Buch über eine Frau, die erfährt, dass sie HIV-positiv ist. Wieso dieser Stoff?
Der Vorschlag kam ursprünglich von dem Regisseur Christoph von Bernuth. Ich fand das Thema sofort gut, weil AIDS ja nach wie vor brennend aktuell ist, obwohl es in den Medien inzwischen vernachlässigt wird. Außerdem mochte ich die episodenhafte Erzählstruktur des Buches. Gerade im Musiktheater überlegt man oft, was man tun kann, um von diesem Zwang, alles linear erzählen zu müssen, wegzukommen. Heute empfindet man diese Erzählweise nicht mehr als packend. Allerdings lässt sich das Episodenhafte nicht ohne weiteres ins Musiktheater transportieren. Wenn Musik dazukommen soll, muss man eine andere Art von Konkretheit haben als beim gesprochenen Text: Man muss sich auf bestimmte Stränge konzentrieren.
Wie funktioniert eigentlich so eine Auftragskomposition? Gab es inhaltliche Vorgaben?
Ich hatte das Glück, dass ich keinen Auftrag bekam, der lautete "Schreiben Sie mal ein Stück über...". Ich hatte nur ungefähre Vorgaben in Bezug auf Besetzung und Länge. Es war klar, dass ich kein Riesenorchester und keinen Chor zur Verfügung haben würde, und wenn ich verlangt hätte, dass das Ballett eine Einlage tanzt, hätte ich sicherlich Ärger bekommen. Es war auch klar, dass die Oper "abendfüllend" sein soll - also um die 90 Minuten.
Wie können wir uns "Das Fest im Meer" musikalisch vorstellen?
Zeitgenössisch modern, aber ich versuche trotzdem, Sänger auch singen zu lassen. Ich habe mich bemüht, eine große Bandbreite abzudecken zwischen rhythmischem Sprechen, geführtem Sprechen, bei dem die Tonlagen angegeben sind, und richtig kantablem Singen. Meine Überzeugung ist nämlich, dass die Schönheit der Stimme stärker wirkt, wenn sie nicht durchgängig zu hören ist. Die Musik legt auch sehr viel Wert auf Klang und Klangfarben, ist aber natürlich nicht Musik, die man sich in allen Bereichen merken oder nachsingen kann. Man könnte vielleicht sagen, sie steht in der Nachfolge Bartóks. Ich bin vor allem wohl stark beeinflusst von den Kompositionen von Gérard Grisey, bei dem ich ein Jahr in Paris studiert habe.
Sie sind als Komponist bereits ganz gut im Geschäft. Was bedeutet diese Uraufführung nun für Sie?
Man weiß ja nie, wie lange so eine Erfolgssträhne anhält. Deshalb ist auch die Premiere heute wichtig für mich. Es ist so eine Art Bewährungsprobe: Entweder man kommt mit den Ansprüchen mit und dann werden weitere Dinge an einen herangetragen, oder man kommt nicht mit und dann ist es vorbei. Aber im Moment bin ich ganz zuversichtlich. Das Bühnenbild ist wirklich wunderbar, die Sänger sind toll, es erfüllt sich bis jetzt alles so, wie ich das gehofft hatte.
Anne-Ev Ustorf, Kieler Nachrichten, 17. Juni 2003
Ihre neue Oper "Das Fest im Meer" beruht auf dem Roman "To the Wedding" von John Berger, ein Buch über eine Frau, die erfährt, dass sie HIV-positiv ist. Wieso dieser Stoff?
Der Vorschlag kam ursprünglich von dem Regisseur Christoph von Bernuth. Ich fand das Thema sofort gut, weil AIDS ja nach wie vor brennend aktuell ist, obwohl es in den Medien inzwischen vernachlässigt wird. Außerdem mochte ich die episodenhafte Erzählstruktur des Buches. Gerade im Musiktheater überlegt man oft, was man tun kann, um von diesem Zwang, alles linear erzählen zu müssen, wegzukommen. Heute empfindet man diese Erzählweise nicht mehr als packend. Allerdings lässt sich das Episodenhafte nicht ohne weiteres ins Musiktheater transportieren. Wenn Musik dazukommen soll, muss man eine andere Art von Konkretheit haben als beim gesprochenen Text: Man muss sich auf bestimmte Stränge konzentrieren.
Wie funktioniert eigentlich so eine Auftragskomposition? Gab es inhaltliche Vorgaben?
Ich hatte das Glück, dass ich keinen Auftrag bekam, der lautete "Schreiben Sie mal ein Stück über...". Ich hatte nur ungefähre Vorgaben in Bezug auf Besetzung und Länge. Es war klar, dass ich kein Riesenorchester und keinen Chor zur Verfügung haben würde, und wenn ich verlangt hätte, dass das Ballett eine Einlage tanzt, hätte ich sicherlich Ärger bekommen. Es war auch klar, dass die Oper "abendfüllend" sein soll - also um die 90 Minuten.
Wie können wir uns "Das Fest im Meer" musikalisch vorstellen?
Zeitgenössisch modern, aber ich versuche trotzdem, Sänger auch singen zu lassen. Ich habe mich bemüht, eine große Bandbreite abzudecken zwischen rhythmischem Sprechen, geführtem Sprechen, bei dem die Tonlagen angegeben sind, und richtig kantablem Singen. Meine Überzeugung ist nämlich, dass die Schönheit der Stimme stärker wirkt, wenn sie nicht durchgängig zu hören ist. Die Musik legt auch sehr viel Wert auf Klang und Klangfarben, ist aber natürlich nicht Musik, die man sich in allen Bereichen merken oder nachsingen kann. Man könnte vielleicht sagen, sie steht in der Nachfolge Bartóks. Ich bin vor allem wohl stark beeinflusst von den Kompositionen von Gérard Grisey, bei dem ich ein Jahr in Paris studiert habe.
Sie sind als Komponist bereits ganz gut im Geschäft. Was bedeutet diese Uraufführung nun für Sie?
Man weiß ja nie, wie lange so eine Erfolgssträhne anhält. Deshalb ist auch die Premiere heute wichtig für mich. Es ist so eine Art Bewährungsprobe: Entweder man kommt mit den Ansprüchen mit und dann werden weitere Dinge an einen herangetragen, oder man kommt nicht mit und dann ist es vorbei. Aber im Moment bin ich ganz zuversichtlich. Das Bühnenbild ist wirklich wunderbar, die Sänger sind toll, es erfüllt sich bis jetzt alles so, wie ich das gehofft hatte.
Anne-Ev Ustorf, Kieler Nachrichten, 17. Juni 2003